Victor von Aveyron, Hund! ein Zivilisierungsexperiment
Das im Jahre 1797 in Südfrankreich aufgefundene Wildkind Victor soll in die menschliche Gesellschaft wieder eingegliedert werden. Der junge Pariser Arzt Dr. Jean Itard startet ein vom Staat finanziertes Erziehungsexperiment, das so beachtet wie umstritten ist. Ausgang offen.
weltempfänger-berlin kreuzt auch dieses Mal Schauspiel mit Puppenspiel und nimmt das authentische Material zur Vorlage für einen fiktiven Vortrag, der mit theatralen Mitteln die Grenze zwischen Natur und Kultur beleuchtet.
Vergeblich hielt ich, wenn sein Durst quälend wurde, ein Gefäß vor ihn hin und rief wiederholt „eau, eau“ (Wasser, Wasser), gab dann das Gefäß einer Person neben mir, die das Wort wiederholte; während ich in gleicher Weise das Gefäß zurückverlangte, plagte sich der Unglückliche auf alle Arten, bewegte seine Arme in einer fast konvulsiven Manier um das Gefäß und ließ ein gewisses Pfeifen hören, brachte aber keinen artikulierten Ton hervor. Es wäre herzlos gewesen, den Versuch fortzusetzen. Ich wechselte deshalb das Thema, nicht aber die Methode.
(Jean Itard: Bericht über die ersten Entwicklungsstufen desVictor vom Aveyron, 1801)
Besetzung
Idee weltempfänger – berlin Regie/ Kostüm Regina Gyr Sound Ulrike Barchet Dramaturgie Silvia Berchtold Puppenbau Alexander Szallies Produktionsleitung Katharina Siemann
Spiel Ulrike Barchet, Esther Nicklas und Regina Gyr
Gefördert durch den Bezirkskulturfonds Lichtenberg
2011 Audimax HTW Berlin
2012 Hörsaal A1, KHSB Berlin
„Wann haben wir uns das letzte Mal vergegenwärtigt, welche Bewegungen wir ausführen, wenn wir einen Pullover anziehen? Zusammen mit Victor d’Aveyron darf man die Selbstverständlichkeiten des Lebens neu betrachten. Und die Absurditäten unserer Zivilisation.“ Zuschauerkommentar
Foto Katja Machill